FARBE UND RAUM BESETZEN
Diese Arbeit entstand im Rahmen des Projekts Wissen schafft Raum, als Teil des Programms TUD im Dialog in Zusammenarbeit mit der Professur für Gestaltungslehre (TU Dresden).
Im nördlichen Großen Garten steht „das kleine Atelier“, ein ehemaliges Funktionsgebäude der Parkeisenbahn, wie ein Fremdkörper in der Landschaft. Dieser Ort ist der Ausgangspunkt für die künstlerische Farbinstallation.
opening: 23.02.23/ 19.00
AND THE LIVING IS EASY
(…) In seinen großformatigen analogen Fotografien greift er die zuvor skizzierte Ästhetik aber auch die Fragestellungen an Materialität und Medium wieder auf. Die abfotografierten Eindrücke entsprechen jedoch weniger einer Raum oder Nicht-Raum Situtation, sondern sie werden durch reale Orte und Nicht-Orte thematisch erweitert. Es enstehen Flächen, Texturen und Linien, die auf den ersten Blick eine eher sinnliche Ästhetik wiedergeben. Doch allein die Dekonstruktion der Wirklichkeit, die in der Fotografie per se innewohnt, schürt ein Misstrauen in das Gesehene. Mit Verweis auf die Oper von Porgy and Bess, die durch mannigfaltige Neuinterpretationen verfremdet wurde, sollte man sich der Fallstricke, insbesondere der hier zu sehenden großformatigen Fotografien als Reproduktionsmedium, gewahr sein. Denn man erkennt Anzeichen des Verfalls und der Halbwertzeit von Eindrücken und damit insbesondere auch Emotionen en passant: Die plakatierten Sehnsuchtsorte weit entfernter Reiseziele im öffentlichen Raum verblassen und verkommen zu einfach bedienbaren Klischees. Man könnte beinahe behaupten, dass an dieser Stelle die eigentliche Maskerade des Dahinter gar nicht kaschiert wird, sondern durch ihre bloße Präsenz den Eindruck von Ausgrenzung, ja sogar Entgrenzung noch verstärkt. Der Ausstellungstitel „and the living is easy“ bekommt somit einen bitteren Beigeschmack und wirkt, im Hinblick auf die zeitliche Komponente, die durch das Flugzeug in der einen Fotografie eingeschrieben ist, wie ein durchschaubares Ablenkungsmanöver: Der Sehnsuchtsort wird als scripted reality der digitalen Klassengesellschaft kenntlich gemacht. (…)
Auszug Eröffnungsrede von Stephan Franck, Kunsthistoriker
STUDY ON CONSERVATISM
for an exhibition made by 10plus10, Feuerwache Loschwitz, Dresden, 2016
Die zwei Fotografien von Ludwig Kupfer sind Bestandteil einer 2013 begonnenen Fotoserie, welche innerhalb des öffentlichen Raumes entsteht. Der Fotograf und Künstler orientiert sich dabei an Kompositionstheorien, die unter anderem auf Kandinsky und Arnheim beruhen. In der formalen Reduktion der beiden Aufnahmen wird dies für den Betrachter nachvollziehbar. Kompositorische Elemente, sowie Flächen- und Raumverhältnisse in unserem urbanen Umfeld spielen dabei eine zentrale Rolle.
Der Bildausschnitt wirkt momentan und hält das mögliche Farbspektrum für den späteren Vollanstrich in der Unterführung des Bahnhofs Dresden-Neustadt fest. Auf diese Weise kann die Wirkung der aufgetragenen Farbtöne geprüft werden, bevor sich für eine endgültige Farblösung entschieden wird. Die Auswahl beschränkt sich dabei auf helle Pastelltöne. Der Ort der Baustelle hält für gewöhnlich keine künstlerischen Motive bereit, doch lassen die beiden Fotografien Assoziationen zur Malerei der Moderne zu; Erinnerungen an Morandis in zurückhaltenden Farbtönen gestaltete Stillleben, oder an die Farbfeldmalerei Rothkos entstehen.
Ludwig Kupfer hält einen Humoresken Moment der Gegenüberstellung fest. Das Farbmuster stößt in die sterile Ordnung des Bahnhofgeländes und wird zur kurzweiligen ästhetischen Insel.
Warum ist das so?
Gründe für das überschaubare Farbspektrum sind an funktionale Kriterien gebunden, die sich in dem Gestaltungshandbuch für den öffentlichen Raum Dresden wiederfinden lassen. Ein Regelwerk, das Vorschriften diverser Gestaltungsvarianten beinhaltet, sowie Aspekte der städtebaulichen und denkmalpflegerischen Gestaltung listet. Ziel kann im Einzelnen der Schutz der historischen Gestaltung eines Stadtteils sein. Damit wird eine bestehende Ästhetik geschützt. Nachvollziehbar. Standards, Normen und Typen sind somit Kinder konventioneller Gedanken. Es entsteht Neues nach den Bauplan des Alten. Kompromiss oder Klonung in immerwährenden sandsteinfarbenen Tönen?
Das in der Fotografie festgehaltene „Farbspektrum“ entspringt dem Katalog. Allein die „Unordnung“ in der spontanen Anordnung der Farbbereiche, bricht mit der leblos angelegten Situation des Bahnhofes. Ob auf diese Weise neues keimen kann, bleibt jedoch fraglich.
Romy Czimmernings, Kunsthistorikerin
MEET ME IN THE CITY – ARCHIVE
is an archive, which consists of photographic studies and is constantly being expanded since 2013